Ja, es ist ärgerlich, wenn einem der Zug gefühlt vor der Nase wegfährt, aber es ist genauso ärgerlich, wenn der Zug Verspätung hat und man seinen Anschlusszug verpasst. Was ist überhaupt ein Anschlusszug? Wann wartet ein Zug auf Reisende, wann nicht? Einer unserer Infodisponenten, Christoph Joppich, gibt Antworten.
Was ist ein Anschlusszug?
Ein Anschlusszug ist der Zug, bei dem zwischen seiner planmäßigen Ankunftszeit und der Abfahrtszeit eines anderen Zugs die Übergangszeit enthalten ist. Also die Zeit, die der Reisende braucht, um aus dem ankommenden Zug auszusteigen, den Bahnsteig zu wechseln und im anderen Zug wieder einzusteigen.
Es gibt eine Anschlussvoranmeldung, was ist das?
Die Anschlussvoranmeldung der BEG über die MoBY-App ist ein europaweit einmaliges Projekt, bei dem die Fahrgäste ihren Anschlusswunsch selbst an das Verkehrsunternehmen melden können. Wie einfach die MoBY-App für Fahrgäste funktioniert, erklärt die BEG in einem Flyer: App auf das Handy laden, Umsteigewunsch angeben und die Transportleitung wird automatisch darüber informiert, dass Fahrgäste einen Anschlusszug erreichen möchten. Danach findet ein Austausch von Infrastrukturbetreiber und Transportleitung zur Prüfung und Entscheidung über den Anschlusswunsch statt. Der Anschlussmanager überwacht die eingehenden Anschlusswünsche und sichert diese in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Disponenten in der Betriebsleitzentrale der BRB.
Warum werden nicht generell alle Anschlüsse gesichert?
Die Anschlusssicherung ist ein Eingriff in den Bahnbetriebsablauf und verursacht erneute Verspätungen. Da Fahrgäste im wartenden Zug auch den Wunsch haben ihre Anschlüsse zu erreichen oder pünktlich am Zielort anzukommen, ist es nicht zielführend Züge ohne Bedarf eines Anschlussreisenden warten zu lassen. Verspätungen können sich über Stunden oder ganze Tage aufschaukeln und dann muss entschieden werden, ob eine Anschlusssicherung gerechtfertigt ist oder ob wenige Fahrgäste zugunsten vieler Reisender über den Tag verteilt nicht doch auf den Anschluss verzichten müssen. Es kann schlichtweg nicht jeder Anschlusswunsch erfüllt werden, aber wo es möglich ist, werden die Anschlüsse von uns gesichert. Wenn dies nicht möglich ist, kann es tatsächlich passieren, dass einem der Anschlusszug vor der Nase wegfährt. Doch das ist keine schlechte Absicht des Triebfahrzeugführenden, sondern dem Fahrplan, der Pünktlichkeit und weiteren, nachfolgenden Anschlüssen geschuldet.
Wenn wir also über Anschlüsse sprechen, kommen auch die Pünktlichkeiten unserer Züge ins Spiel. Dazu hat die BEG im Mai wieder ihre jährliche Pünktlichkeits- und Zugausfallstatistik veröffentlicht. Als Hauptursachen für Verspätungen nennt sie Infrastrukturstörungen und Baustellen. Beides macht es auch uns schwer, immer pünktlich zu sein. Dazu kommen noch Strecken, deren Auslastung so hoch ist, dass die kleinste Störung riesige Auswirkungen hat. Doch aller Widrigkeiten zum Trotz, stehen wir im Ranking sehr gut da. Die BEG ist übrigens die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert.
Verspätungen können sich über Stunden oder ganze Tage aufschaukeln und dann muss entschieden werden, ob eine Anschlusssicherung gerechtfertigt ist oder ob wenige Fahrgäste zugunsten vieler Reisender über den Tag verteilt nicht doch auf den Anschluss verzichten müssen.
Die BEG schreibt: „Mit Ausfallquoten von jeweils unter zwei Prozent verzeichneten 2024 vier Netze die niedrigsten Werte im Freistaat. Besonders zuverlässig waren die Züge im Netz Oberland mit einer Ausfallquote von nur 1,1 Prozent (2023: 2,7 Prozent), gefolgt von den Netzen Chiemgau-Inntal mit 1,3 Prozent (2023: 4,1 Prozent), Ostallgäu-Lechfeld mit 1,5 Prozent (2023: 2,8 Prozent) und Ammersee-Altmühltal mit 1,8 Prozent (2023: 4,2 Prozent). Alle vier Netze betreibt die Bayerische Regiobahn.“
Ebenfalls aus der Pressemitteilung der BEG: „Pünktlichkeitsquoten von über 90 Prozent wurden ebenfalls in acht weiteren Netzen erreicht, unter anderem im Netz Kissinger Stern (Betreiber: Erfurter Bahn) mit 95,4 Prozent (2023: 94,1 Prozent) sowie im Netz Ammersee-Altmühltal (Betreiber: Bayerische Regiobahn) mit 90,1 Prozent (2023: 89,8 Prozent).“ Hier wollen wir allerdings nicht unerwähnt lassen, dass die Ammerseebahn mehrere Monate gesperrt war, also in dieser Zeit keine Pünktlichkeitswerte erhoben werden konnten. Doch in den Monaten, in denen wir fahren konnten, lief es eben auch gut.
Wir fahren im Jahr 13,5 Millionen Zugkilometer und haben mehr als 37 Millionen Fahrgäste an Bord unserer 142 Züge. Damit sind wir das zweitgrößte Eisenbahnverkehrsunternehmen in Bayern. Dass in diesen Dimensionen nicht alles immer rund laufen kann, ist nun vielleicht verständlich. Unsere Mitarbeitenden geben alles, damit unsere Fahrgäste sicher und pünktlich ans Ziel kommen und die BEG-Statistiken zeigen, dass wir unseren Job gut machen. Dass das nicht immer gelingt, hat viele Gründe, doch im Vergleich zum Auto (Pannen, Staus, Parkplatzsuche, Stress beim Fahren etc.) schneiden wir mit Sicherheit ebenfalls gut ab.
Pressesprecherin, BRB