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Wintereinbruch bei der BRB

19.12.2023
Betrieb

Extremwetter und seine Folgen

Schneeeinbruch
In erster Linie hatten die Einsatzkräfte nach dem Schneeeinbruch mit Weichenstörungen, Bäumen im Gleis und heruntergerissenen Oberleitungen zu kämpfen (Foto: NIklas Brandt).

Am Freitagabend, 1. Dezember 2023, schneite es und schneite und schneite und hörte gar nicht mehr auf. Am Samstag schneite es noch immer und am Sonntag folgte strahlender Sonnenschein. Die Straßenmeistereien waren permanent unterwegs und bereits am Samstag waren viele Pkw-Fahrbahnen wieder frei, am Sonntag bis auf wenige Ausnahmen alle, zumindest die Bundesstraßen und Autobahnen. Und die Bahnstrecken? Streckensperrungen in all unseren Netzen, es ging nichts mehr und es dauerte rund eine Woche, bis auch der letzte Gleismeter, auf dem wir fahren, wieder freigegeben wurde.

Die Anfragen häuften sich, deshalb greifen wir das Thema Extremwetter an diesem Beispiel auf und geben grundsätzliche Erklärungen, nicht allein bezogen auf dieses Ereignis.

Aber wieso dauerte es so lange, bis die Strecken wieder befahrbar waren?

Egal ob starker Schneefall, Sturm, Hochwasser oder extreme Hitze im Sommer: Gleise und alle Anlagen darum herum sind Hitze und Kälte ausgesetzt, dehnen sich aus, ziehen sich zusammen oder vereisen. Zur Begutachtung und bei Schadensfällen rückt die DB InfraGO AG mit ihren Trupps und Fremdfirmen aus. Manchmal reicht es, wenn auf Streckenabschnitten die Geschwindigkeit reduziert wird, bis Schäden behoben werden können, manchmal müssen sie auch gesperrt werden. Wenn dann, so wie Anfang Dezember, das Ausmaß weder überschaubar noch beherrschbar ist, dann bleibt der DB InfraGO AG nichts anderes als eine Sperrung übrig. Nachdem sich der Schneefall gelegt hatte und es an die Aufräumarbeiten und Reparaturen an den Strecken gehen konnte, kam das Dilemma zum Tragen, dass der DB-Konzern nach vielen Jahren des Sparens nicht mehr in der Lage war, Personal und Maschinen in ausreichender Zahl auf die Strecken zu schicken. Das Ausmaß der Schäden war auch so hoch, dass man dafür kaum Mensch und Material vorhalten kann.

Wer sperrt Strecken und gibt sie wieder frei?

Die BRB fährt mit ihren Zügen auf der Infrastruktur der DB InfraGO AG (ehem. DB Netz AG). Nur ganz wenige Streckenabschnitte gehören anderen. Infrastruktur sind unter anderem Gleise, Gleisbett, Weichen, Stellwerke, Oberleitungen oder Strommasten. Die DB InfraGO AG muss dafür sorgen, dass alles sicher funktioniert und den Betrieb reibungslos gewährleisten. Dafür zahlen wir als Nutzer der Infrastruktur Trassengebühren. Kommt es irgendwo zu Störungen, zum Beispiel weil witterungsbedingt eine sichere Fahrt nicht mehr möglich ist und auch eine Geschwindigkeitsreduzierung nicht ausreicht, dann kann die DB InfraGO AG eine Strecke sperren. Am ersten Dezemberwochenende hat sie sogar den gesamten Bahnverkehr im süddeutschen Raum untersagt, was in dieser Dimension außergewöhnlich ist.

Foto: Niklas Brandt
Foto: Niklas Brandt

Warum hatte der Schneefall solche Auswirkungen?

Zu viele Bäume wurden durch die schwere Schneelast auf die Gleise gedrückt oder knickten ab und beschädigten Oberleitungen. Es war kein Durchkommen mehr. Liegt ein Baum im Gleisbett und ein Zug prallt dagegen, kann er nicht mehr weiterfahren, kippt hinter ihm auch noch ein Baum um, dann steckt er fest, die Fahrgäste müssten dann im Schneetreiben von Rettungskräften in vielleicht schwer zugänglichem Gelände evakuiert werden. Kommen stromführende Oberleitungen ins Spiel, besteht sogar Lebensgefahr. Die DB schreibt auf ihrer Webseite: „Durch Bahn-Oberleitungen fließen 15.000 Volt: Das 65fache der Steckdose zu Hause! Es kann bereits tödlich sein, wenn man den spannungsführenden Leitungen nahekommt. Schon in einem Abstand von 1,5 Metern kann der Strom überspringen.“ Zu viel Schnee in zu kurzer Zeit flächendeckend in Bayern und Baden-Württemberg, überall knickten Bäume wie Streichhölzer um und mancherorts rissen sie Oberleitungen mit sich. Da musste die DB InfraGO AG verständlicherweise die Notbremse ziehen.

Diesellok
In dieser Zeit war unsere treue Diesellok verstärkt im Einsatz. (Foto: Niklas Brandt).

Was wird in solchen Fällen unternommen, um die Strecken schnell wieder befahrbar zu machen?

In enger Absprache mit der DB InfraGO AG helfen wir von der BRB, wo wir können. Unser Personal ist draußen vor Ort und unterstützt. Wir haben eine Diesellok, an die wir einen Schneepflug der DB InfraGO AG ankuppeln können. Damit werden Strecken vom Schnee befreit und wir bringen das Personal von der DB auch zu den Abschnitten, die kaum über Straßen oder Wirtschaftswege erreichbar sind und auf denen manchmal unzählige Bäume liegen oder Oberleitungen beschädigt sind.

Was bedeutet es für die Fahrzeuge, wenn sie lange auf der Stecke festsitzen?

Bei Elektrofahrzeugen bedeutet es, dass sich die Bordbatterien vollkommen entladen und die Züge nicht mehr aus eigener Kraft „aufgerüstet“ werden können, auch wenn die Oberleitung wieder intakt ist. Dann muss abgeschleppt werden. Beim Schneechaos waren unsere Mitarbeitenden aus unseren beiden Betriebswerken unermüdlich unterwegs, um die Züge wieder zum Laufen zu bringen, sie „aufzutauen“ und Schäden vor Ort zu reparieren. Triebfahrzeugführer*innen ließen Dieselfahrzeuge immer wieder warmlaufen, um beispielsweise Vereisungen an den Trittstufen und geplatzte Wasserleitungen in den Toiletten zu verhindern.

Foto:Manuel Schuster).
Leider gab es einige Schäden an unseren Fahrzeugen, wie hier zwischen Utting und Riederau (Foto:Manuel Schuster).

Warum konnte kaum Schienenersatzverkehr eingerichtet werden?

Anfangs waren die Straßen ebenfalls unpassierbar, da konnte kein Bus fahren und auch kein Taxi. Später, als die Straßen wieder frei waren, machte sich, wie inzwischen leider fast immer, der Arbeitskräftemangel bemerkbar. Busunternehmen haben schlichtweg zu wenige Fahrer*innen. Wir geben uns immer größte Mühe, telefonieren auch weit entfernt liegende Busfirmen durch, aber bekommen sehr oft Absagen. Leider auch für Schülerverkehre, die für uns höchste Priorität haben. Anfangs, mitten im Schneegestöber, als plötzlich nichts mehr ging, haben wir auch Wärmezüge zur Verfügung gestellt, damit gestrandete Fahrgäste wenigstens im Warmen sitzen und die Toiletten in den Zügen nutzen konnten. Wir haben in Ausnahmesituationen sogenannte „Reisendenlenker“ im Einsatz. Das sind Mitarbeitende, die an Bahnhöfen Auskünfte geben können, wenn Fahrgäste ratlos sind, wie es weitergeht. Den Mangel an Bussen versuchen wir wenigstens mit Taxis und Großraumtaxis zu mildern, aber das ist meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und wenn endlich der „ganze Spuk“ vorbei ist, fahren die Züge nicht in voller Länge, es fehlen dann ausreichend Sitzplätze, wie kommt das?

Wie schon oben beschrieben werden Züge bei solchen Unwettern beschädigt und sie müssen in unseren Betriebswerken repariert werden. Das geht leider nicht von heute auf morgen, je nach Schaden sind größere Reparaturen nötig und Ersatzteile müssen beschafft werden. Dann fahren wir mit weniger Zügen und bitten um Verständnis, dass auch wir uns nur in begrenztem Umfang auf solche Ereignisse einstellen können.

Die jährliche Vorbereitung auf den Winter:

Bahnbetriebswerken
In unseren Bahnbetriebswerken wird rund um die Uhr an der Fahrzeugqualität gearbeitet (Foto: Bayerische Regiobahn)

Herzstück des Betriebs sind natürlich unsere Fahrzeuge. Neben den regelmäßigen Fristen wird an der gesamten Fahrzeugflotte vor der Winterperiode die sogenannte Winterwartung in unseren Betriebswerken in Augsburg und Lenggries durchgeführt. Dies bedeutet, die Vorheizgeräte (zu vergleichen mit der Standheizung beim Auto) und die Kupplungsheizung werden geprüft. Auch muss die Fahrzeugausrüstung zum Beispiel mit Weichenbesen und Enteisungsspray ergänzt werden. Die Auftauanlagen werden kontrolliert, damit Fahrzeuge, die voll Eis und Schnee ins Werk kommen, möglichst schnell repariert werden können.

Im Rahmen eines Fortbildungsunterrichtes bereiten sich unsere Triebfahrzeugführer*innen im Herbst schon auf den Winter vor, werden nochmals in Winterbesonderheiten geschult, wie beispielsweise dem richtigen Einschätzen von Witterungsverhältnissen, versteckten Unfallquellen oder kurzfristigen Störungen. Um Probleme bei den Fahrzeugen zu vermeiden, treffen wir je nach Bedarf, sobald es die Witterung notwendig macht, betriebliche Vorkehrungen und rüsten die Fahrzeuge speziell auf.

Unsere Betriebsleitzentrale bereitet zudem eine Mappe mit Arbeitsanweisungen vor, die sogenannte Wintermappe: Hierin sind alle wichtigen Kontakte und Angaben gesammelt, die für den Winterdienst benötigt werden. Als Zugbetreiber arbeiten wir mit vielen, vor allem auch externen Stellen, wie zum Beispiel Landratsämtern oder dem Infrastrukturbetreiber DB InfraGO AG, zusammen.

Im Rahmen eines Fortbildungsunterrichtes bereiten sich unsere Triebfahrzeugführer*innen im Herbst schon auf den Winter vor, werden nochmals in Winterbesonderheiten geschult, wie beispielsweise dem richtigen Einschätzen von Witterungsverhältnissen, versteckten Unfallquellen oder kurzfristigen Störungen. Um Probleme bei den Fahrzeugen zu vermeiden, treffen wir je nach Bedarf, sobald es die Witterung notwendig macht, betriebliche Vorkehrungen und rüsten die Fahrzeuge speziell auf.

Unsere Betriebsleitzentrale bereitet zudem eine Mappe mit Arbeitsanweisungen vor, die sogenannte Wintermappe: Hierin sind alle wichtigen Kontakte und Angaben gesammelt, die für den Winterdienst benötigt werden. Als Zugbetreiber arbeiten wir mit vielen, vor allem auch externen Stellen, wie zum Beispiel Landratsämtern oder dem Infrastrukturbetreiber DB InfraGO AG, zusammen.

Der Winterdienst im Allgemeinen:

Bundesweit ist die DB InfraGO AG gemeinsam mit ihren Subunternehmern im Einsatz, um Gleise und Bahnsteige von Eis und Schnee zu befreien. Als „Werkzeuge“ benutzt sie bahneigene Schneeräumfahrzeuge wie Schneefräsen und Schneepflüge. Die BRB unterstützt hier mit Personal und ihrer eigenen Diesellok. In schneereichen Gegenden, wie dem Münchner Oberland, startet die DB InfraGO AG schon, falls nötig, morgens um 2 Uhr mit ihrem Räumprogramm, damit der Betriebsstart problemlos anlaufen kann. Es dürfen auch die Weichen nicht vergessen werden und die Vegetation, wenn Schnee- oder Sturmbruch droht. Ein sogenannter Einsatzstufenplan sorgt dafür, dass pro Strecke und Witterungsbedingung individuelle Konzepte und Maßnahmen zum Tragen kommen, die für freien Bahnverkehr sorgen sollen. Dabei stellt die BRB die erforderliche Lok für den Schneepflug der DB. Mit der BRB-eigenen V125 werden mit sogenannten Spurlokfahrten während der Betriebsruhe die “Spurrillen” an den Bahnübergängen eisfrei gehalten. Die BRB besitzt keine eigenen Fräsen zum Räumen der Gleise, diese werden von DB in München vorgehalten und bei Bedarf zum Räumen eingesetzt. Grundsätzlich wird eine Fräse immer dann benötigt, wenn der Schnee so hoch in den Bahnhöfen liegt, dass ein Räumen mit dem Schneepflug nicht mehr möglich ist.

Ob Wind und Wetter oder andere Ereignisse, in unserer App „BRB – Tickets & Infos“ und auf unserer Webseite www.brb.de informieren wir aktuell. Außerdem gibt es auf der Webseite auch die Möglichkeit zum Abonnieren eines Newsletters mit individueller Streckenauswahl zur aktuellen und zuverlässigen Information über Großstörungen und Baustellen.

Annette Luckner

Pressesprecherin, BRB

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