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Mit einem weggeworfenen Kursbuch fing alles an

Betrieb
Unser Kollege Stefan Mühlstrasser sitzt an seinem Arbeitstisch an seinem PC und klacht in die Kamera.
© BRB

Die einen fiebern ihrem Renteneintritt entgegen und können es kaum noch erwarten, bis es so weit ist, die anderen wollen – zumindest in Teilzeit – über das Datum hinaus weiterarbeiten. Ein Beispiel bei der BRB für das Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus: Betriebsplaner Stefan Mühlstraßer.

Frage: Stefan, weder dein Vater noch dein Großvater waren Eisenbahner und du hattest als Kind auch keine Modelleisenbahn im Keller stehen. Wie bist du in der Bahnbranche gelandet? Noch dazu als Betriebsplaner und nicht als Triebfahrzeugführer oder Kundenbetreuer?

Ich habe das Kursbuch der DB bis heute, war vom ersten Augenblick an fasziniert, wie die Züge aufeinander abgestimmt fuhren und diese Faszination ließ mich nicht mehr los.
Stefan Mühlstraßer, strategischer Betriebsplaner der BRB
Das Bild zeigt den Bahnhof bei Siegsdorf im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding.
Mit Bahnhöfe anschauen fing die Bahnbegeisterung für Stefan an.© BRB/ Dietmar Denger

Stefan Mühlstraßer: Da muss ich etwas ausholen. Ich war als Jugendlicher Eisenbahnfreak. Schon mit 13 Jahren war ich alleine in Zügen unterwegs, meine Eltern haben mir zu Geburtstagen zweckgebunden Geld für Bahnreisen geschenkt. Bahnhöfe anschauen und dann wieder nach Hause fahren, so fing es an. Später war ich dann in den Ferien und als Student mehrmals einen Monat lang mit der Bahn unterwegs, auch mit Freunden, wir haben dann praktisch im Zug gelebt. Damals war das Zugfahren mehr als reine Beförderung, es gab Teppiche, Vorhänge, bequeme Sitze zum Ausklappen. Ich bin sicher schon locker eine halbe Million Kilometer mit der Bahn gereist. Das kommt mir bis heute zugute, weil ich jede Strecke in Deutschland mindestens ein Mal gefahren bin und mich auskenne.

Frage: Die Schlüsselrolle für deine Karriere bei der Bahn spielte ein Kursbuch. Wie kam es dazu?

Stefan Mühlstraßer: Als 13-jähriger habe ich auf den Schulbus gewartet und beobachtet, wie jemand ein Buch in den Papierkorb geworfen hat. Ich holte es heraus und es war ein Kursbuch der DB. Ich habe es bis heute, war vom ersten Augenblick an fasziniert, wie die Züge aufeinander abgestimmt fuhren und diese Faszination ließ mich nicht mehr los.

Frage: Du wolltest zur Bahn, hast aber mit deinem Abitur genau die Zeit erwischt, in der es einen rigorosen Stellenabbau und Einstellungsstopp bei der DB gab. Aber du hast nicht aufgegeben, oder?

Stefan Mühlstraßer: Erst habe ich Jura studiert, um im höheren nichttechnischen Dienst der DB nach dem Ende des Einstellungsstopps unterzukommen, aber schnell merkte ich, dass dafür ein Prädikatsexamen nötig sein würde. Dann brach ich das Studium ab und landete im „abr“. Das kannte damals jeder und jede, das amtliche bayerische Reisebüro. Gab es gefühlt in jeder Stadt. Dort war ich in wechselnden Positionen zuständig für die damals noch reichhaltigen Bahnthemen: telefonische Zugauskunft, Auslandsfahrkartenverkauf, Autoreisezüge, Sonderzüge, Gastarbeiterverkehr, Großkundenabos und ähnliches. Die Kursbücher kannte ich auswendig, ein Spaß für mich, keine Mühe!

Frage: Und wie bist du zur BRB gekommen?

Stefan Mühlstraßer: Eines Tages kam ein Herr und erzählte, dass die BOB, die Bayerische Oberlandbahn, in ein paar Monaten den Betrieb aufnehmen werde und fragte, ob wir auch ihre Fahrkarten verkaufen würden. Im Gegenzug fragte ich ihn, ob sie noch Leute suchten und so kam ich zur BOB, damals gab es noch keine BRB, also Bayerische Regiobahn. Die BOB war deutschlandweit eine der ersten Privatbahnen und ich begann im März 1999 als Disponent in der Transportleitung, heute heißt sie BLZ, Betriebsleitzentrale. Und als der damalige Betriebsplaner das Unternehmen verließ, übernahm ich dessen Arbeit zusätzlich im Schichtdienst. Heute undenkbar, dass das eine Person macht. Fahrplan, Umläufe der Züge, Dienstpläne und so weiter. Bis Anfang 2016 war ich in verschiedenen Positionen, auch Führungspositionen, bei der BOB, dann sieben Jahre bei anderen Unternehmen in der Bahnbranche.

Das "moderne" Kursbuch der BEG.
Das "moderne" Kursbuch der BEG. © Bahnland Bayern

Frage: Und danach ging es wieder zurück zur BRB, die seit 2020 unter diesem Markennamen die BOB GmbH und BRB GmbH vereint. Dein Plan war, ein halbes Jahr wegen Personalmangels auszuhelfen und dann in Rente zu gehen. Das halbe Jahr ist doch längst vorbei?

Stefan Mühlstraßer: Ja, das stimmt. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, ganz aufzuhören, mich von heute auf morgen von der Eisenbahn zu trennen, für die ich bis heute brenne. Unser Betriebsleiter Manuel Vorbach hat sich mit mir zusammengesetzt und so kam es, dass ich weiterhin zumindest einen Tag pro Woche bei der BRB in Holzkirchen arbeite und langfristige Projekte angehe, aber nicht mehr das Tagesgeschäft habe. Wie ich meine Arbeitszeit als Strategischer Betriebsplaner gestalten will, das konnte ich frei entscheiden, die Personalabteilung und mein Vorgesetzter waren für alles offen. Und so sehe ich meine Kolleginnen und Kollegen noch alle und mit dieser Regelung geht es mir gut.

Frage: Wie lange wirst du als Rentner noch weiterarbeiten?

Stefan Mühlstraßer: Ich plane mal noch ein bis zwei Jahre. Mit dem Gehwägelchen wie der Pensionär in der Fernsehserie „Polizeiruf 110“ werde ich nicht ins Büro kommen, da können sich meine Kolleginnen und Kollegen sicher sein (lacht).

aaff
Stefan genießt seine Zeit bis zu seiner endgültigen Rente.
Annette Luckner

Annette Luckner

Pressesprecherin, BRB

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