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Großbaustellen – eine besondere Herausforderung für die Betriebsplanung

Betrieb
Streckekentz
Das Streckennetz der BRB.

Wir alle wissen, dass der Sanierungsstau bei der DB groß ist, in den kommenden Jahren viele Strecken ertüchtigt werden müssen. Dies plant auf den allermeisten Strecken die DB InfraGO AG, verantwortlich für die Infrastruktur im Bahnbereich, also für Schienen, deren Unterbau, Bahnhöfe, Technik an den Gleisen etc. Wenn die Grobplanung feststeht, informiert sie die betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die BRB fährt in fünf Netzen in Bayern, über 13 Millionen Zugkilometer im Jahr. Da kann man sich vorstellen, dass auch wir von Baumaßnahmen betroffen sind und leider derzeit in hohem Ausmaß. Streckensperrungen sind keine Seltenheit mehr. Wie läuft bei der BRB die Planung solcher Baumaßnahmen? Wir haben bei unserem Leiter Betriebsplanung, Stefan Mühlstraßer, nachgefragt.

So schön kann eine Zugfahrt mit der BRB sein, wenn keine Großbaustelle zu einer Sperrung führt.
So schön kann eine Zugfahrt mit der BRB sein, wenn keine Großbaustelle zu einer Sperrung führt.

Frage: Wann erfahren wir von langfristig geplanten Großbaustellen?

Stefan Mühlstraßer: Bei großen Baumaßnahmen, zum Beispiel der Sanierung von Hauptstrecken, werden wir schon zwei bis drei Jahre vorher informiert. Allerdings ohne Details. Dass im Jahr 2027 die Strecke München – Salzburg drankommt, ist beispielsweise schon bekannt, aber Einzelheiten kennen wir noch nicht.

Frage: Wenn der Termin dann näher rückt, gibt es auch Arbeitsgruppen für die Abstimmung der Baustellen. Wie muss man sich das vorstellen?

Stefan Mühlstraßer: Die DB InfraGO AG hat ein Stufenkonzept und wenn sie die nötigen Infos zusammengetragen hat, wird eine Arbeitsgruppe unter anderem mit den beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen gebildet. Das kann eines sein, wenn die betroffene Strecke nur von einem EVU, wie die Abkürzung bei uns heißt, befahren wird, oder mehrere, wie es zum Beispiel auf der Strecke nach Salzburg der Fall ist. Wir werden dann mit unseren Wünschen, Forderungen und Einwänden angehört und können dann in begrenztem Umfang Einfluss nehmen. Zu diesem Zeitpunkt können wir noch ein Stück weit mitgestalten, mal mehr, mal weniger. Gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, über eine andere Strecke umzuleiten, statt komplett zu sperren.

Mit unseren Baustellenübersichten auf der Webseite informieren die Fahrgäste schon im Voraus.
Mit unseren Baustellenübersichten auf der Webseite informieren die Fahrgäste schon im Voraus.

Frage: Wenn diese Phase vorüber ist, wird es konkreter, oder?

Stefan Mühlstraßer: Ja, rund ein halbes Jahr vor dem Start der Großbaustelle bekommen wir Informationen über betroffene Streckenabschnitte, Uhrzeiten, wann gesperrt wird, das kann nur nachts sein oder auch ganztags, über Zugausfälle und so weiter.

Frage: Das mit dem halben Jahr Vorlauf klappt aber gerade nicht so gut, stimmt´s?

Stefan Mühlstraßer: Leider richtig. Manchmal sind es nur zwei oder drei Monate, dann wird es mit der Planungszeit für uns auch sehr knapp. Die DB InfraGO AG muss einen gigantischen Sanierungsstau abarbeiten, die kommen einfach auch nicht mehr hinterher. Außerdem gibt es nicht sehr viele Fachfirmen, die Gleisbauarbeiten durchführen können. Wenn dann eine Baumaschine brennt, wie kürzlich erst passiert, verzögern sich bereits geplante Baumaßnahmen vielleicht, weil nicht schnell genug Ersatz beschafft werden kann. Und das Personal wird auch immer knapper. Das kennen wir inzwischen aus allen Branchen.

Frage: Aus den Infos muss die Betriebsplanung dann den Ersatzfahrplan berechnen und was noch alles?

Stefan Mühlstraßer: Wir nehmen als Grundlage den aktuellen Jahresfahrplan und dann geht es los. Müssen Züge ausfallen, wo gibt es Verspätungen, wo sogenannte Vorausfahrten, Züge starten dann früher, wie organisieren wir Schienenersatzverkehr mit Bussen, wo sollten, wenn möglich, Umsteigemöglichkeiten zeitlich so gelegt werden, dass die Fahrgäste ihre Anschlusszüge nicht verpassen. Das ist schon sehr aufwändig und erfordert hochkonzentriertes Arbeiten.

In dem Prozess stimmen wir uns immer wieder mit anderen EVUs ab, wenn mehrere betroffen sind, und natürlich mit der DB. Und dann geht es auch um das wichtige Thema Busse. Welches Busunternehmen hat Kapazitäten frei, also genügend Busse und Fahrerinnen und Fahrer, um für uns Schienenersatzverkehr zu fahren.
Stefan Mühlstraßer, Leiter BRB-Betriebsplanung
Dieses Fenster auf der Startseite unserer Webseite ist die schnellste Möglichkeit, sich über Baustellen und auch andere Störungen zu informieren.
Dieses Fenster auf der Startseite unserer Webseite ist die schnellste Möglichkeit, sich über Baustellen und auch andere Störungen zu informieren.

Frage: Was ist noch zu tun?

Stefan Mühlstraßer: In dem Prozess stimmen wir uns immer wieder mit anderen EVUs ab, wenn mehrere betroffen sind, und natürlich mit der DB. Und dann geht es auch um das wichtige Thema Busse. Welches Busunternehmen hat Kapazitäten frei, also genügend Busse und Fahrerinnen und Fahrer, um für uns Schienenersatzverkehr zu fahren. Das wird immer schwieriger und zeitraubender. Wir telefonieren uns die Finger wund und bekommen leider häufig Absagen. Je länger wir im Voraus anfragen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen SEV, wie das in Kurzform heißt, hinzubekommen. Gerade zu den Zeiten, wenn Schülerverkehr gefahren wird, ist es kaum möglich, SEV-Busse zu bekommen. Dann sind fast alle Fahrer und Busse im Einsatz und können nicht noch zusätzlich für uns fahren.

Frage: Wann erfährt der Fahrgast von einer geplanten Baustelle?

Stefan Mühlstraßer: Wenn die DB unsere Ersatzfahrpläne genehmigt hat und die Busse hoffentlich bestellt werden konnten, gehen die Ersatzfahrpläne in die Planungssysteme der BRB, denn es müssen ja die Schichten für die Triebfahrzeugführenden und die Fahrzeugumläufe angepasst werden. Welches Fahrzeug startet in der Früh wo? Welches Fahrzeug wird abends wo abgestellt? Müssen wir dafür zusätzlich Gleise anmieten? Das geht alles nicht von alleine. Der endgültige Fahrplan mit allem, was dahintersteckt, sollte dann drei Wochen vor der Baumaßnahme feststehen, wenn in der Planungsphase alles gut gelaufen ist. Dann gehen wir an die Öffentlichkeit, denn vorher können wir dem Fahrgast keine sichere Auskunft geben, es könnte sich immer noch etwas ändern.

 Unser Betriebsleiter Manuel Vorbach macht sich ein Bild von einer Streckensperrung. Die Aufnahme entstand im Februar 2024 zwischen Weilheim und Peißenberg.
Unser Betriebsleiter Manuel Vorbach macht sich ein Bild von einer Streckensperrung. Die Aufnahme entstand im Februar 2024 zwischen Weilheim und Peißenberg.

Frage: Dann kommt unsere Telematik ins Spiel?

Stefan Mühlstraßer: Stimmt, dann müssen all die neuen Daten in die Auskunftssysteme eingespielt werden. Eine wichtige Rolle übernimmt das Europäische Fahrplanzentrum. Dort werden die Daten aber leider nur zweimal pro Woche übernommen, es kann also nicht kurzfristig von Heute auf Morgen etwas eingespielt werden. Das ist auch der Grund, warum in Apps beispielsweise nicht immer die richtigen Auskünfte gegeben werden. Bei langfristigen Planungen klappt das aber gut. Ein Tipp für unsere Fahrgäste ist, auf unserer Webseite die Strecken, die man fahren will, rauszusuchen, dort können wir immer aktuell über Störungen und Baustellen informieren, genauso wie auf Facebook oder über unseren Baustellennewsletter, der auf unserer Webseite abonniert werden kann. Den gibt es für jedes unserer fünf Netze.

Frage: Wenn die Baustelle beginnt, ist eure Arbeit dann beendet?

Stefan Mühlstraßer: Es muss oft noch nachgesteuert werden. Besonders bei den Busfahrten merkt man meist nach ein paar Tagen, wenn die Zeiten nicht passen, weil zu viel Verkehr auf der Straße ist und die Busse langsamer vorankommen. Dann ändern wir nach Möglichkeit die SEV-Fahrpläne. Oder es fahren mehr Fahrgäste im Bus mit, als ursprünglich gedacht. Dann versuchen wir, mehr Busse zu bekommen.

Wenn es bei Gleisverwerfungen zu kurzfristigen Streckensperrungen kommt, werden diese, wenn möglich, zeitnah behoben. Manchmal folgt dann eine Langsamfahrstelle und die endgültige Sanierung des Schadens erfolgt dann in einer längerfristig geplanten Baumaßnahme.
Wenn es bei Gleisverwerfungen zu kurzfristigen Streckensperrungen kommt, werden diese, wenn möglich, zeitnah behoben. Manchmal folgt dann eine Langsamfahrstelle und die endgültige Sanierung des Schadens erfolgt dann in einer längerfristig geplanten Baumaßnahme.

In jüngster Zeit, mit den vielen Großbaustellen in unseren Netzen, steigt leider das Aggressionspotential einiger Fahrgäste. Verbale Entgleisungen werden mehr, unsere Kundenbetreuenden und Triebfahrzeugführenden werden teilweise nicht nur aufs Übelste beschimpft, sondern müssen sich gegen Handgreiflichkeiten wehren. Das geht gar nicht! Mag der Ärger über „die Bahn“ und uns noch so groß sein, unser Fahrpersonal und auch das der Busse kann nichts dafür! Bitte geht nett miteinander um, denn sonst fährt irgendwann niemand mehr einen Bus oder Zug! Wir haben eine E-Mail-Adresse, dort kann jeder Fahrgast seine Beschwerden, seinen Ärger, aber auch Vorschläge anbringen und bekommt auch sicher eine Antwort: info@brb.de. Und selbst dahinter stecken „echte“ Mitarbeitende, die auch nur ihre Arbeit tun. Also bitte auch hier einen höflichen Ton wählen. Wir alle sind sehr bemüht, die BRB pünktlich und sicher zu fahren, und das mit freundlichem Personal. Das wiederum darf auch erwarten, dass die Fahrgäste freundlich sind! Bei randalierenden Fahrgästen kann es auch zur Anzeige bei der Polizei kommen oder es wird die Bundespolizei hinzugezogen. Das wollen wir nicht, lässt sich aber nicht immer vermeiden.

Annette Luckner

Annette Luckner

Pressesprecherin, BRB